Ralf Wilde im Interview; Teil Drei.

In diesem dritten und letzten Teil des Interviews werden die wirtschaftliche und bildungspolitische Situation Hamelns beleuchtet.

Viel Spaß beim Lesen!

Ist die Innenstadt das einzige Pfund, mit dem Hameln für sich werben kann?

Natürlich ist die Innenstadt ein Pfund, gerade für den Einzelhandel. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir auch bei Industrie, Dienstleistung und Handwerk viele leistungsfähige Betriebe haben. Auch die gilt es zu pflegen.

Wie siehst du die Zukunft des Hochzeithauses?

Sofern man keine Veränderung der Außenhülle an einem historischen Gebäude möchte, und dafür habe ich Verständnis, dann ist eine hundertprozentige wirtschaftliche Nutzung für ein historisches Gebäude nicht zu erreichen. Man sich aber auch eingestehen, dass ein Veranstaltungsgebäude mit z. B. Ausstellungs- und Versammlungsräumen einen jährlichen Zuschuss erforderlich macht. Für ein solch markantes historisches Gebäude ist das aus meiner Sicht zu vertreten.

Kann Hameln zur neuen Hochburg des Musicals ausgebaut werden?

Die derzeitigen Aktivitäten sind Bemerkens- und anerkennenswert. Von eine Hochburg des Musicals würde ich dabei aber noch nicht sprechen.

Wie wichtig ist der Tourismus für Hameln?

Der Tourismus ist eins der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine in Hameln. Dabei spielt der Rattenfänger eine entscheidende Rolle. Die Beantragung als immaterielles Kulturerbe ist ein weiterer Schritt, der den Tourismus nach Hameln international beleben wird.

Unternehmen wir nun einen Schwenk von den Familien, die Hameln besuchen, zu den Familien, die in Hameln wohnen und leben. Wie wichtig ist nach deiner Einschätzung die IGS für die Bildungslandschaft in Hameln?

Ich war nie ein Anhänger des klassischen dreigliedrigen deutschen Schulsystems. Wer das Zeug zum Gymnasium hat, soll es nach der Grundschule besuchen und dort auch das Abitur machen. Die IGS ist eine Schulform, die aber den frühen selektiven Charakter des dreigliedrigen Schulsystems durchbricht.

Ist es vorstellbar, dass im Landkreis weitere IGSen entstehen oder ist das aus Hamelner Sicht nur unnötige Konkurrenz?

IGSen müssen eine gewisse Größe haben. Dies gilt insbesondere für den Sek. II - Bereich. Ein Lernangebot, dass nicht attraktiv ist, führt dazu, dass die Eltern sich gegen einen Schulstandort entscheiden werden. Mehrere IGSen mit einem Sek. - II - Bereich wird es aus meiner Sicht daher nicht geben. Man wird sich daher auf einen zentralen Standort für den Sek. - II - Bereich einigen müssen. Mit dem Ausbau des Schulzentrums Nord wäre dies gegeben. Konkurrenz muss es daher nicht geben. Eine Zusammenführung der Schulträgerschaft aller IGSen im Landkreis ist daher nur sinnvoll.

Wird es in Hameln in Zukunft nur noch ein Schulzentrum Nord in Hameln geben?

Nein. Die Gymnasien in Hameln werden weiter Bestand haben. Mit welcher Zahl von Schülern muss man sehen. Das Gymnasium wird weiterhin die bevorzugte Schulform sein.

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Wie wichtig ist eine gut bis sehr gute Qualität der Kindergärten, Kindertagesstätten und Krippen für Hameln?

Grundsätzlich entscheiden die Eltern über die Erziehung und das Aufwachsen in der Familie. Wir stellen nur zunehmend fest, dass viele Kinder im vorschulischen Alter nicht die Betreuung erfahren oder das soziale Verhalten erlernen, wie es im späteren schulischen Alltag benötigt wird. Wir brauchen daher eine bessere Qualität im pädagogischen Bereich der Kindertageseinrichtungen.

Fragen: Christian Kreich