„Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich am 4.August an den friedlichen Demonstrationen gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus zu beteiligen“, äußert Ingo Reddeck als SPD-Pressesprecher und Juso-Vorsitzender den gemeinsamen Aufruf. „Dies gilt besonders jetzt, kurz nachdem sich der schreckliche Anschlag von Oslo und Utøya zum ersten Mal jährt.“ Dort hatte ein Rechtsextremist 77 Menschen getötet, darunter viele norwegische Jusos.

„Wir werden den Nazi-Aufmarsch in Bad Nenndorf nicht ignorieren“, stellt Ingo Reddeck den Standpunkt der Sozialdemokraten klar. „Die Erfahrung zeigt, dass sich solche Nazi-Veranstaltungen gerade an den Orten etablieren, wo man versucht diese Probleme zu verschweigen.“

Die Sozialdemokraten bitten ausdrücklich darum, alle gewaltfreien Protestformen zu nutzen. „Rufen, singen, tanzen, trommeln, feiern, auslachen - oder einfach nur rumsitzen“, zählt Reddeck einige Möglichkeiten auf, und hofft dass sich viele Menschen den Nazis in den Weg hocken. „Aus unserer Sicht sind Sitzblockaden legitim, solange sie friedlich verlaufen.“, erklärt der 26-jährige, welcher allerdings davon ausgeht, dass die Demonstrationen gewaltfrei ablaufen.

Zum Hintergrund:
Bad Nenndorf wird einmal im Jahr zu einer Nazihochburg in der Bundesrepublik, an der fast 1.000 Rechtsradikale einen “Trauermarsch” veranstalten. Das Ziel der Ewiggestrigen ist das örtliche Wincklerbad. Zahlreiche Nazis sind der Auffassung, dass es dort zu sogenannten “alliierten Gewaltverbrechen” in Form von Folter gekommen sei.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dieses Gebäude als Verhörzentrum für Kriegsgefangene genutzt, in dem unter anderem Nazigrößen wie SS-General
Oswald Pohl verhört wurden. Pohl war während des „Dritten Reichs“ einer der Zuständigen für Konzentrationslager und so maßgeblich an der Ermordung von Millionen von Menschen beteiligt und verantwortlich. Die Darstellung der Nazis, das Wincklerbad sei ein Folterzentrum der Alliierten gewesen, ist geschichtsrevisionistisch und beleidigt die Opfer des Holocaust in unglaublicher Art und Weise.

Mittlerweile ist die Demonstration in der rechten Szene zu einer festen Größe geworden. So ist sie heute die größte Nazi-Demo in Norddeutschland und die drittgrößte in der gesamten Bundesrepublik. Während zu Beginn nur einige hundert Nazis demonstrierten, stieg die Zahl der Teilnehmer/innen jedes Jahr an. Unter Rechten ist sie weit über die Grenzen von Niedersachsen bekannt, Nazigrößen aus ganz Deutschland lassen sich hier blicken.