Ein Leserbrief von Manfred Wüstenfeld an die DEWEZET zum Thema "Öffi-Tarife"

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bitte Sie, den nachfolgenden Leserbrief zum DEWEZET-Artikel „Der neue Öffi-Tarif wird nichts ändern“ v. 16.07.2016 zu veröffentlichen

Gerhard Löcker hat sich um den Nahverkehr in Hameln bis 2001 nachhaltige Ver­dienste erworben. Diese meint er sicherlich, wenn er am 16.07.2016 im DEWEZET-Interview herausstellt, „der hiesige Nahverkehr gilt …....auch heute noch als sehr vorbildlich und ist für die Zukunft gut aufgestellt.“ Diesen Satz muss man sich erst einmal gönnen!

Nun hat Herr Löcker durch seine Teilnahme an Teilen der Studie „Niedersachsen 2030“ durchaus einige aktuellere Fakten zu bieten. Diese Studie, deren Erhebungsdaten allerdings auch schon einige Jahre zurückliegen, hat neuere demografie - wirksame Entwicklungen, wie die Integration vieler Kriegsflüchtlinge und deren nachfolgender Familien naturgemäß überhaupt noch nicht berücksichtigt. Trotzdem mag sie zu der einen oder anderen Entscheidung eine Grundlage abgeben.

Die Schlussfolgerungen, die Löcker in daraus zieht, sind m.E. aber eher abenteuerlich. So wird die Tatsache, dass der Anteil der älteren Mitbürger, insbesondere in ländlichen Gebieten bis 2030 deutlich steigen wird, nach Ansicht vieler Fachleute eher dazu führen, dass der Angebotsbedarf für öffentliche Verkehrsmittel deutlich anzieht. Nicht so Gerhard Löcker! Bei ihm bleibt dies alles ohne Einfluss auf die Zahl der Nutzer. Gleichzeitig drohen die allgemeinen Rentenansprüche relativ immer geringer zu werden. Beides zusammen schreit geradezu nach preisgünstigeren Tarifen, wenn der ländliche Bereich nicht völlig abgehängt werden soll. Wie Herr Löcker darauf kommt, dass die Preise keinen Einfluss auf die Zahl der Nutzer haben werden, bleibt leider unbeantwortet.

Weiterhin meint Herr Löcker, darauf hinweisen zu sollen, dass 70% aller Fahrgäste Schüler seien, denen die Fahrpreise „egal sind, weil sie die Fahrtkosten in der Regel erstattet be­kommen“. Er vergisst aber zu erwähnen, dass Oberstufenschüler (Klassen 11 – 13) und Berufsschüler in der Regel nicht den von ihm genannten Fahrt­kosten­zuschuss erhalten. Hier stellt der Fahrpreis einen spürbaren Faktor im Familienbudget dar.

Noch eins zum Schluss: Auch betriebswirtschaftlich hat es sich schon immer eher gerechnet, wenn in einem vorher leer fahrenden Bus nun vielleicht 5 – 8 Fahrgäste sitzen, die preisgünstig mitfahren können und einen Deckungsbeitrag zu den Fixkosten leisten.

Manfred Wüstenfeld

Bitte veröffentlichen Sie diesen Leserbrief ungekürzt, da sonst Zusammenhänge verloren gehen.