Mitte Juni trafen sich auf Einladung der AfB (Arbeitsgemeinschaft für Bildung) und der Jusos im Rosa-Helfers-Haus 17 Interessierte, um sich über die Grundlagen des deutschen Schulsystems zu unterhalten und etwaige Lücken zu schließen. AfB-Mitglied Annette Hergaden startete die Veranstaltung mit einem Ausblick nach Finnland. Hier besteht keine Schulpflicht, sondern ein Lernpflicht.

Die Basis des deutschen Schulsystems bildet die Grundschule. Diese Schule ist eine Schule für alle Kinder. Nach der Grundschule gliedert sich das Schulsystem in vier Säulen: in die Förderschule, die Hauptschule, die Realschule und das Gymnasium. Überdiesen vier Säulen ist die Berufsschule angesiedelt, die aus Fachgymnasium und Lehranstalt besteht. (Universität und Fachhochschule waren bei der Veranstaltung nicht von Interesse.

Die Hauptschule besuchen vor allem Schüler, die Probleme beim Lernen im Klassenraum haben. An der Hauptschule gibt es von Beginn an Noten und das Wiederholen eines Jahrganges ist möglich. Durch das Sitzenbleiben wird den Schülern das Lernen mit Erfolg verwehrt und ist deswegen ineffektiv. Die Hauptschule kann in der neunten Klasse oder in der 10. Klasse mit einer Abschlussprüfung abgeschlossen werden. An der Hauptschule wurden als erstes Intergrationsklassen eingeführt, die Realschule oder gar das Gymnasium dabei außen vor gelassen.

Schüler eine Realschule bekommen ebenso von Beginn an Noten und müssen bei entsprechenden Noten eine Stufe wiederholen. Die Realschule macht nach der 10. Klasse eine Abschlussprüfung.

Das Gymnasium, lange Zeit nur für gesellschaftliche Eliten zugängig, verteilt ebenso von Beginn an an seine Schüler Noten und das Wiederholen ist ebenso vorgesehen. Die Klassen von fünf bis zehn dienen vor allem der Vorbereitung auf die Oberstufe. Die Oberstufe wiederum soll auf das Studium und die Ausbildung vorbereiten. Die Möglichkeit des Fachabiturs wird in dieser Schulform kaum genutzt. Das Gymnasium bildet die am meisten verbreitete Schulform und wird es auch in Zukunft bleiben. Nach dem neuen Schulgesetz sind die Schulträger verpflichtet ein Gymnasium in der Stadt oder in zumutbarer Nähe zu gewährleisten.

Die Einführung des Orientierungsstufe bildete lange Zeit einen Zwischenschritt zwischen der Grundschule und den weiterführenden Schulen, da die Empfehlungen am Ende der vierten Klasse auf Grund der Entwicklung der Kinder nicht aussagekräftig sind. Leider gab es an den Orientierungsstufen kein Fördersystem, wie es beispielsweise an einer Gesamtschule gibt. Die Abschaffung der Orientierungsstufe bedeutete eine Herausforderung für die weiterführenden Schulen, gerade für das Gymnasium.

Die soziale Arbeit ist in den klassichen Schulformen bisher nur in der Hauptschule angesiedelt und findet in der Realschule und am Gymnasium nicht statt.

Zu diesen vier Säulen kamen im Laufe der Zeit die Kooperative Gesamtschule (KGS), die Intergrierte Gesamtschule (IGS) und die Oberschule hinzu. An einer KGS haben die Schülerinnen und Schüler zu 49 % gemeinsamen Unterricht. Hier gibt es Klassen, die der Hauptschule, der Realschule und dem Gymnasium entsprechen. Ein Aufstieg und ein Abstieg ist prinzipiell möglich, wobei der Aufstieg durch die Struktur erschwert wird.

An einer IGS hingegen gibt es kein Wiederholen, die Kinder sind unabhängig ihrer Empfehlung in einer Klasse auch mit Integrationskindern zusammen, es wird an den sozialen Kompetenzen gearbeitet, es gibt statt eines Zeugnisses Lernentwicklungsberichte und die Arbeit der Schüler ist in Wochenplan oder Tagesplan strukturiert.

Die vor einigen Jahren neu geschaffene Oberschule gibt ihren Schülern je nach Ausrichtung ab der sechsten oder der achten Klasse Noten und das Wiederholen ist möglich. In der Regel besteht eine Oberschule aus dem Hauptschulzeig und dem Realschulzweig. Einen Gymnasialzweig gibt es meistens nicht und ist damit de facto die Wiederbelebung der Volksschule.

Es wurde festgestellt, dass es kaum Unterschiede zwischen einer KGS und einer Oberschule gibt. Ein Ausblick nach Polen brachte die Besucher zum Stauenen, da hier das Gymnasium durch Gesamtschulen ersetzt wurde. Zudem wurde die IGS auch als zukunftssicherer gesehen, da bereits hier Integrationskinder teil der Schule sind und auch Förderunterricht teil der Schule ist.