Die Ratsrede von Elke Meyer zum TOP 3 der Ratssitzung vom 18. Juli 2012 Einrichten einer Stelle eines Sozialarbeiters/Streetworkers (Antrag der SPD Fraktion vom 13.06.2012) zum nachlesen.

Sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender, sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, liebe Kolleginnen und Kollegen des Rates, sehr geehrte Damen und Herren,

als Vorsitzende des Ausschusses für Familie und Kultur freue ich mich, dass wir nach ausführlicher Diskussion im Verwaltungsausschuss heute über einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen zum Thema aufsuchende Jugendsozialarbeit und die Einrichtung einer Stelle eines Sozialarbeiters/Streetworkers beim Landkreis Hameln –Pyrmont als zuständigem Jugendhilfeträger für den Bereich Hameln abstimmen werden.

Dieser gemeinsame Antrag basiert auf dem Antrag der SPD-Fraktion vom 13.06.2012, Vorlage 162/2012 , der auf Grund der Eilbedürftigkeit einstimmig auf die Tagesordnung der letzten Ausschusssitzung für Familie und Kultur gesetzt wurde. Dies geschah angesichts der damaligen Vorkommnisse in Afferde, bei dem ein polizeibekannter 16jähriger einen Senior in einer Kleingartenkolonie fast totgetreten hatte.

Allerdings wurde der Antrag von der Mehrheitsgruppe (mit Ausnahme der Bürgermeisterin Sylke Keil) mit sechs zu sechs Stimmen abgelehnt, obwohl die Formulierung „insbesondere im Ortsteil Afferde“ herausgenommen worden war, um den Ortsteil nicht zu stigmatisieren.

Der Ortsrat Afferde hat einen gleichlautenden Antrag einstimmig, also einschließlich der Stimmen der dortigen CDU-Fraktion beschlossen.

Der grüne Ratsherr Wolfgang Meier formulierte im Ausschuss stattdessen einen eigenen Antrag. In diesem wird die Stadtverwaltung gebeten, mit dem Landkreis lediglich Gespräche zur Verbesserung der Jugendsozialarbeit in der Stadt Hameln im Sinne des §13 des Kinder- und Jugendhilfegesetzes zu führen. Dieser Antrag wurde mit acht Ja-Stimmen und vier Enthaltungen beschlossen.

Ich denke, wir sind uns alle einig, dass ein einzelner Sozialarbeiter/Streetworker allein die Probleme in Afferde und in anderen problematischen Bereichen unserer Stadt nicht lösen wird. Ohne die Unterstützung der Polizei wird es ebenfalls nicht zu machen sein. Es ist aber ein wichtiger Baustein um zu einer Verbesserung der Situation beizutragen.

Derzeit findet die Jugendsozialarbeit in der Stadt Hameln seitens des Landkreises auf Grund von Personalmangel nicht in dem gewünschten Maße statt. Hier muss der Landkreis als zuständiger Jugendhilfeträger in die Pflicht genommen werden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
mobile Jugendarbeit im Sinne des §13 KJHG wendet sich Jugendlichen zu, für die der öffentliche Raum, vor allem Straßen und Plätze, von zentraler Bedeutung sind. Beispiele in Hameln sind das Bahnhofsviertel, der Werder, der Bereich Stadtgalerie und der Busbahnhof. Die Lebenssituation dieser Jugendlichen ist im erheblichen Maße durch Orientierungs- und Perspektivlosigkeit gekennzeichnet. Sie sind sozial benachteiligt und individuell beeinträchtigt.

Ein Indikator für die Gesamtsituation sind z.B. die aktuellen Zahlen der Schulschwänzer. 450 Schüler/innen, rund 100 Personen (28%) mehr als im letzten Jahr sind z.Zt. von den Schulen registriert.

Jugendliche die „keinen Bock auf gar nichts“ haben, nur abhängen, provozieren und gewalttätig werden, vor Allem wenn auch Alkohol oder Drogen im Spiel sind, - nehmen die guten Angebote im Bereich offene Jugendarbeit der Stadt Hameln oder der „Haltestelle“ in Afferde nicht an.

Diese Jugendlichen müssen vor Ort angesprochen und ihnen Alternativen aufgezeigt werden. Vielleicht kann man ihr Interesse zum Beispiel mit dem Projekt „Komm bolzen“ der Initiative „Hameln in Bewegung“ wecken. Oder sie nehmen an einem der neuen Projekte teil, die zur Zeit von der Lenkungsgruppe des Präventionsrates auf den Weg gebracht werden, wie zum Beispiel „Gespräche zwischen Jugendlichen Drinnen und Draußen“. Dieses Projekt zielt darauf ab, inhaftierte Jugendliche zu resozialisieren und zu integrieren und gefährdeten Jugendlichen positive Alternativen für ein zukünftiges straffreies Leben aufzeigen. Gemeinsam sollen sich die Jugendlichen darüber hinaus für das Gemeinwohl unserer Stadt ehrenamtlich einbringen.

Dies alles sind Projekte, die zum größten Teil ehrenamtlich geleistet werden.

Wir sind alle gefordert Flagge zu zeigen!


Was wir brauchen, ist eine Kultur des Hinsehens und ein Klima in dem sich jede/r für den anderen verantwortlich fühlt! Auch der Landkreis sollte sich für die Jugendlichen in Hameln verantwortlich fühlen.

In diesem Sinne bitte ich Sie diesem gemeinsamen Antrag zuzustimmen und die aufsuchende Jugendsozialarbeit in unserer Stadt zu verbessern.

Ich danke Ihnen.

Wortlaut des von allen Fraktionen formulierten Antrags, der am 18.07.2012 einstimmig vom Rat beschlossen wurde:

Die Verwaltung wird gebeten, mit dem Landkreis Hameln-Pyrmont Gespräche zu führen, wie das Thema aufsuchende Jugendsozialarbeit im Sinne des § 13 KJHG in Zukunft in der Stadt Hameln angegangen wird, mit dem Ziel, beim Landkreis Hameln-Pyrmont als zuständigem Jugendhilfeträger die Stelle eines Sozialarbeiters/Streetworkers für die aufsuchende Jugendsozialarbeit im Bereich Hameln einzurichten.

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