Die Dewezet berichtete am Samstag, 25.4.2009 süffisant darüber, dass die Gruppe mit dem Konjunkturpaket 2 in der letzten Ratssitzung 315.000 Euro für das Museum beschlossen habe und nicht wisse, wozu das Geld eigentlich wirklich verwendet werden solle.

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Alle drei Fraktionsvorsitzenden wurden „vorgeführt“; es entstand der völlig falsche Eindruck, die Verwaltung hätte die Mehrheitsgruppe über den Tisch gezogen.

Dazu erst einmal eine Vorbemerkung: Die Mittel, die wir mit dem Konjunkturpaket zwei erhalten haben, dürfen nur in Projekte fließen, die weder im laufenden Haushalt noch in der mittelfristigen Finanzplanung eingeplant sind. Sie müssen – vom Land vorgeschrieben – zu bestimmten Anteilen in die Bildungs- und Schulinfrastruktur, die Medienausstattung in Schulen, den kommunalen Sportstättenbau und in „sonstige Infrastruktur“ investiert werden. Die Bewilligung der Mittel erfuhren wir Mitte März, die Anmeldefrist für die Mittel lief am 30.4.2009 ab. Daher musste die Verwaltung in knapp 5 Wochen sinnvolle und notwendige Investitionen, die wir mangels Geld bisher nicht in Angriff nehmen konnten so „planungsreif“ wie möglich machen, damit sie in der Sonder- Ratssitzung am 22.4.09 beschlossen werden konnten.

Darunter waren die Kosten für die Renovierung der Hochzeitshaus-Terrasse, die bisher nicht im Finanzplan für die Renovierung der Fußgängerzone standen, und darunter waren 315.000 Euro für eine besondere Art der musealen Aufbereitung der Rattenfängersage. Dieses Projekt war im Kulturamt und im Museum schon lange im Gespräch, die OBM hatte am Anfang dieses Jahres versucht, Mittel dazu über die Stiftung Niedersachsen in Hannover zu bekommen und war abschlägig beschieden worden – und ohne das Konjunkturpaket 2 hätten wir diesen Traum bestimmt begraben müssen.

Nun jedoch wird in der neuen Dauerausstellung im Museum nicht nur die Geschichte der Stadt chronologisch dargestellt, es soll auch eine interaktive Darstellung der Rattenfängersage geben. In der heutigen Ausgabe der Dewezet äußert sich dazu der Schweizer Künstler Otto Steiner, dessen Installationen in Hergiswil/Luzern, in Schloss Neuenbürg bei Karlsruhe und – ganz aktuell – in Zermatt großen Erfolg haben. Die Erlebnisausstellung soll Kindern und Erwachsenen die jahrhundertelange Faszination für das Thema „Rattenfänger“ nahe bringen.

Das Alleinstellungsmerkmal dieser Sagenfigur machte unsere Stadt weltweit bekannt. Nun sollen die verschiedenen Interpretationen und Lösungsansätze zur „Klärung“ der Geschichte im Kontext ihrer jeweiligen Zeit dargestellt werden. Die Rattenfängersage ist Thema in den Schulbüchern fast überall auf der Welt, und fast jeder hat einmal etwas von der Geschichte gehört. Wer nach Hameln reist – und das ist der touristische Aspekt der Idee – möchte die Sage sehen und erleben. Otto Steiners „begehbarer Film“ macht dies möglich und lässt diejenigen, die meinen, alles schon einmal gesehen zu haben und die Geschichte in- und auswendig zu kennen, staunen.

Natürlich kann man sich unter einem „begehbaren Film“ bisher nicht allzu viel vorstellen.

Die bereits seit Jahren bestehenden Projekte in Hergiswil und Schloss Neuenbürg aber beweisen, dass mit Otto Steiner ein ganz besonderer Künstler für Hameln gewonnen werden kann.

Wir werden durch das missglückte Experiment des Landkreises mit der EWR im Hochzeitshaus eine Menge Vorurteile und Skepsis überwinden müssen, denn noch immer werden wir fälschlicherweise als Stadt mit diesem Projekt in Verbindung gebracht. Aber ich hoffe sehr, dass nach der Wiedereröffnung des Museums nicht nur Herr Steiner, sondern auch der Rat und die Verwaltung von ganzem Herzen sagen können. „Diese Idee wird das Museum nach vorne bringen.“

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